Energiewirtschaft und Informatik: Quo vadis? Nachfolgend einige Einschätzungen, die sich aus der praktischen Erfahrung zeigen und auch auf der Wahrnehmung bzw. Interpretation aus den Beobachtungen und Verfolgung der Technologieentwicklung (Industrie 4.0/IoT-Internet of Things), der Marktsituation / -entwicklung, den neuen Kommunikationsformen / -mittel basieren:

 

1. Die technologische Softwareentwicklung zeigt, dass ein überwiegender Teil der neuen Software als Cloud-Services verfügbar ist. Dieser Trend wird sich weiterentwickeln, speziell unter Berücksichtigung der zukunftsträchtigen In-Memory-Technologie und den etlichen neuen Cloud-Providern, die Lösungen rund um das Cloud-Computing als Software as a Service (SaaS) anbieten. Besonders für Energieversorgungsunternehmen wird dieses Angebot verstärkt zu einem attraktiven Betriebsmodell, speziell für kleinere und mittlere Unternehmen, die damit auf den stark vorkonfigurierten Shared-Cloud-Plattformen eine signifikante Kostenoptimierung erzielen können, ohne damit auf die technisch hochstehenden Entwicklungen im Rahmen der vollen Strommarktliberalisierung verzichten zu müssen.

 

2. Eine weitere Stossrichtung ist der verbreitete Einsatz von mobilen Endgeräten. Dabei zeigen sich grundsätzlich zwei Anwendungsrichtungen, und zwar einerseits für die Unterstützung der innerbetrieblichen Prozesse wie Gerätewesen (Einbau, Wechsel, Störungsdienst), Netzbau und -unterhalt, Auftragsabwicklung für verschiedene Dienstleistungen, Hausanschlusswesen und Hausinstallationskontrolle etc. Andererseits ergeben sich laufend neue Anwendungs- und Kommunikationsfelder für Endkunden, wo es neben der normalen Internet-Nutzung für verschiedene kundeninteraktive Prozesse bereits eine Reihe von Apps für mobile Endgeräte gibt, z.B. für die Verbrauchsvisualisierung, Gerätesteuerung sowie weitere Internet Self-Services wie Rechnungsauskunft, Produktvergleich/-wechsel etc.

 

3. Die heutigen m2c-Plattformen (Meter-to-cash / customer) wurden vielfach noch in der Zeit des Monopols konzipiert und entwickelt, also ohne Trennung der Marktrollen wie Energielieferant, Verteilnetzbetreiber u.w. Mit dieser Marktrollentrennung resultieren andere Anforderungen an die Funktionen und Prozesse, die sich auf die Lösungsarchitektur der entsprechenden Systeme auswirken. Dazu ist ein Reengineering mit einer Entflechtung nötig, zu welcher auch die aufstrebende In-Memory-Technologie einen zusätzlichen Einfluss haben wird. Im Weiteren wird es auch zu Neuentwicklungen kommen, die sich in verschlankter Form explizit auf einzelne Marktteilnehmer konzentrieren.

 

4. Mit den neuen Herausforderungen rund um den Smart Meter-Einsatz, Smart Grid, Smart Home etc. ergeben sich sehr grosse Datenvolumen, die unter dem Begriff Big Data stehen. Dazu kommen mit der vollen Strommarktöffnung neue bzw. voluminösere überbetriebliche Datenaustauschprozesse mit den Marktakteuren, die ebenfalls sehr grosse Datenmengen generieren. Dieser Sachverhalt erfordert sehr performante Systeme, die wiederum auf der In-Memory-Technologie aufsetzen. Zusätzliche Erfordernisse entstehen aus einem umfassenden Daten- und Prozessmonitoring, welches mit effizienten Analyse- und Visualisierungstools unterstützt werden muss, damit die Fristigkeiten eingehalten werden können. Die grossen Datenmengen enthalten auch wertvolle Informationen über die verschiedenen kunden-, produktspezifischen sowie betrieblichen Aspekte, aus welchen mit Verfahren des Data Minings und Cross sellings wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Services, Produkte, Marketingkampagnen und dergleichen gewonnen werden können.